Reisen ist toll. Eine Weltreise noch viel besser. Du träumst zunächst von der Aufbruchstimmung, dem Mut alleine jeden Wunschort zu besuchen. Dann ist es endlich soweit: Du sitzt im Flieger, bist unfassbar aufgeregt und einfach nur glücklich. Du kommst an deinem ersten Ziel an und dein Traum der Weltreise beginnt.

Und dann … wachst du am nächsten Tag auf und siehst aus wie ein Streuselkuchen, weil du auf die Bettwäsche aus dem Hostel allergisch reagierst. Du hängst drei Tage lang kotzend über dem Klo, weil du das scharfe Essen aus Thailand nicht verträgst. Oder du wirst in einen Unfall verwickelt und findest dich plötzlich im Krankenhaus wieder. All das am anderen Ende der Welt.

Ich möchte dir mit diesem Beitrag keine Angst machen oder dich von deiner nächsten Reise abhalten. Aber ich möchte dir von meinen Erfahrungen erzählen, wie ein Krankenhausaufenthalt in Asien aussehen kann und was du tun kannst, wenn die ärztliche Versorgung nicht ausreichend ist. Und dass man vielleicht nicht immer alles alleine schafft und die Unterstützung von seinen Mitmenschen oder anderen Reisenden braucht.

– KRANKENHAUSAUFENTHALT IN BANGKOK
– ÄRZTLICHE VERSORGUNG | Tränen, Frust, Hilflosigkeit
– LESSONS LEARNED | Stark bleiben & Motivation finden

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Man hört von vielen Rollerunfällen aus Asien. Sie passieren tagtäglich und sind oft nicht mal selbst verschuldet. Ich weiß, dass einige Leser hier sind, die auch gerne reisen oder vielleicht sogar gerade unterwegs sind. Es geht nicht darum, dass ich jemandem abraten möchte sich auf einen Roller zu setzen. Ich weiß, dass es verdammt toll ist mit einem Roller durch die Reisfelder zu düsen. 

Aber was machst du, wenn in deinem Hostel jemand einen Unfall hatte? Denkst du dann einfach nur „Hoffentlich geht es demjenigen bald wieder gut und zum Glück ist mir nichts passiert“?
Die Person ist im schlimmsten Fall alleine im Krankenhaus. Hat Angst und fühlt sich verloren. Es gibt in solchen Situationen nichts schrecklicheres, als alleine zu sein.

Meine Cousine Maike hatte vor zwei Monaten einen Rollerunfall im Vietnam. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel in Malaysia, als sie mir schrieb, dass sie nach Bangkok in ein Krankenhaus geflogen wird, sie operiert werden muss, und dass sie Angst hat.
Ich war zum Glück nur wenige Stunden von Singapur entfernt und durch die finanzielle Unterstützung von meinem Papa musste ich mir um die spontanen Flugkosten nach Thailand keine Gedanken machen. 

Nach acht Stunden Busfahrt und zehn Stunden Aufenthalt am Flughafen war ich dann auf dem Weg nach Bangkok. Meine Rückkehr nach Thailand hatte ich mir eigentlich anders vorstellt. Trotzdem war ich recht positiv gestimmt: Maike sollte in ein Krankenhaus gebracht werden, dass zu den Top 10 der Welt gehört. Was konnte da bei der Versorgung schon schiefgehen?

Die Wahrheit: Einfach alles. Die darauf folgende Woche war die für mich schlimmste, emotionalste und nervenaufreibendste Zeit während meiner Reise bisher. Und dabei war ich noch nicht mal diejenige, die mit Verbrennungen dritten Grades kilometerweit von zu Hause entfernt im Bett lag. 

Das Bumrungrad International Hospital, in dem wir gelandet sind, ist ein riesiges privates medizinisches Zentrum, das auf eine Vielzahl an Fachgebieten spezialisiert ist. Zunächst war ich etwas überfordert mit den vielen verschiedenen Gebäuden – auf Nachfrage wurde mir allerdings freundlich weitergeholfen. Ohne Probleme fand ich das Zimmer von Maike und ich durfte dort Tag und Nacht bleiben. Lediglich Abends musste ich mich beim Betreten des Gebäudes in eine Liste eintragen.

In den Gebäuden gab es Cafés und kleine Einkaufsmöglichkeiten. Zusätzlich befand sich auf jedem Flur eine kleine Küche, die jeder frei nutzen konnte. Das klingt zunächst alles gar nicht so übel für einen mehrtägigen Aufenthalt.

Das Krankenhauszimmer war ebenfalls modern und top ausgestattet. Die Horrorszenarien in meinem Kopf von dreckigen Betten in viel zu kleinen Räumen wurden zum Glück sofort widerlegt.
Neben den vier modernen Krankenbetten in dem großen Raum stand jeweils eine Couch für die Besucher, die sich auch gut zum Schlafen eignete. Über jedem Bett hing ein Fernseher und das WLAN war kostenlos und sehr schnell. Die Badezimmer waren ebenfalls groß und modern eingerichtet. Mein Hostel wurde definitiv deutlich in den Schatten gestellt.
Natürlich ist das Krankenzimmer bei gesundheitlichen Problemen nicht das wichtigste Kriterium, aber es ist beruhigend zu wissen, dass die Patienten und Besucher immerhin die Möglichkeit haben sich wohl zu fühlen. Außer die anderen Zimmerbewohner stellen die Klimaanlage auf 30 Grad. Ohne Spaß – ich habe die Temperaturanzeige gesehen …

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Die Ärzte konnten generell gut Englisch sprechen. Bei den Krankenschwestern sah das leider anders aus. Das Anfunken und auch die Basics wie den Blutdruck zu messen liefen immer gut. Allerdings gab es neben der prinzipiellen Verständigungshürde ein größeres Problem: Die Schwestern schienen nicht aufgeklärt worden zu sein, wo genau Maikes Verletzung lag. Bei der Hilfestellung wurde entsprechend oft auf Maikes Wunde gefasst und die Beteiligten wirkten komplett überfordert.

Aber was tust du, wenn die Krankenschwestern nicht in der Lage sind die Patientin ordentlich zu pflegen oder die gewünschte Hilfestellung zu leisten? Wie reagierst du, wenn du 48 Stunden lang keinen zuständigen Arzt siehst und nicht mal erfährst, was bei der vergangenen Operation geschehen ist? Was machst du, wenn der Mensch, der dir sehr ans Herz gewachsen ist, im Krankenbett liegt und über eine Stunde vor Schmerzen schreit und das Personal keine Schmerzmittel auftreibt?

Dann schaffst du es nicht mehr stark zu bleiben und Motivation zu finden. Obwohl du das eigentlich solltest. 
Du sitzt am Krankenbett und weinst einfach nur. Du hast stundenlang nicht ordentlich geschlafen. Du fühlst dich nicht ernst genommen. Die Ärzte belächeln deine Fragen bei den Untersuchungen oder reden mit ihren Kollegen auf thailändisch weiter und lachen dabei. Du kommst dir schlichtweg einfach nur verarscht vor.
Du setzt alle Hoffnung in die Hilfe der deutschen Krankenversicherung — ein Krankentransport nach Hause könnte so viel erleichtern. Fehlanzeige. Kommunikation zwischen Krankenhaus, Krankenkasse, Patienten. Fehlanzeige. Du fühlst dich verloren.

Hier wollten wir definitiv nicht bleiben!
Nach ewigen Diskussionen und unendlich langen Tagen, kamen wir (endlich!) in ein anderes Krankenhaus: Bangkok Hospital. Und siehe da: Dort kannte man das Wort Empathie! Direkt bei der Abholung legte die Ärztin mitfühlend eine Hand auf die Schulter von Maike. AHA! Da ist es. Ein kleiner Funken Mitgefühl.

Im Endeffekt war die Behandlung dort ein wenig ordentlicher und für uns verständlicher. Es wurde anständig mit uns kommuniziert! Nach ein paar Tagen wurde Maike sogar als flugtauglich für einen Krankentransport eingestuft. Jackpot! Ein gutes Ende in Sicht.

Denkste. Geben die Ärzte ein Go sagt die Krankenversicherung No. Maikes Versorgung sei schließlich in Bangkok gut gewährleistet, warum also einen aufwendigen, teuren Krankentransport einleiten?

Schon mal über die ganze psychische Belastung am anderen Ende der Welt nachgedacht? Ohne Eltern, ohne Freunde? Ihr seht, mein Hass auf die Krankenversicherung ist immer noch am Start.
Maike musste somit drei weitere Wochen im Krankenhaus bleiben, bis sie letztendlich nach Deutschland fliegen konnte. Hiermit nehme ich alles zurück, was ich in meinem Sparplan gesagt habe: Holt euch für so eine Situation definitiv ein Netflix-Abo …

Mama und Papa anrufen. Das hilft bei mir am Ende immer. Egal wie schlimm eine Situation ist. Verzweifelt saß ich also in der Krankenhaus-Lobby und habe den beiden von den Vorfällen berichtet — klar, so viel tun konnten sie von Deutschland aus nicht. Aber ihre Erfahrung bezüglich Versicherungen und Tipps zum weiteren Verlauf haben mich motiviert. Es hat mir neue Kraft gegeben zu hören, dass wir das durchstehen werden. Und dass es gut und richtig ist, dass ich bei Maike bin und wir uns gemeinsam durchkämpfen.

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• Auch wenn die Krankenversicherung von Maike in dieser Situation ein Reinfall war … Schließe trotzdem unbedingt eine Auslandskrankenversicherung ab. Selbst wenn du nur drei Wochen unterwegs bist — Unfälle passieren leider schneller und unerwarteter als man denkt.
• Falls deine Krankenversicherung sich selbst nicht darum kümmert: Sorge für ein tägliches Update für die Krankenversicherung in Deutschland! So kann die Lage trotz Distanz besser eingeschätzt werden.
• Die Behandlungskosten sind meisten sehr hoch. Wenn du mehrere Tage oder sogar Wochen im Krankenhaus bleiben musst, fallen dir bei dem Blick auf die Rechnung die Augen aus dem Kopf. Aufgrund unserer schlechten Erfahrungen mit der Krankenkasse, beziehungsweise der schlechten Kommunikation zwischen Krankenhaus und Krankenkasse, solltest du definitiv eine ausreichend gedeckte Kreditkarte immer dabei haben. So kannst du die Kosten notfalls erstmal selbst übernehmen, damit in dringenden Fällen schnell gehandelt wird und du vor einer Operation nicht drei Tage auf die Reaktion der Krankenkasse warten musst.
• In fast jedem Krankenhaus gibt es einen Telefonservice. Es kann teilweise etwas dauern, aber du hast definitiv die Möglichkeit mit deiner Krankenkasse oder einem Arzt in deinem Heimatland selbst zu kommunizieren und nicht gleichzeitig teure, eigene Telefonkosten zu tragen.
• Wenn du dich nicht gerecht behandelt fühlst, darfst du durchaus auch mal einen Aufstand machen. 🙂 Nachdem wir eine Stunde lang auf Morphium gewartet haben, bin ich auf den Flur gegangen und habe die Ärzte (die teilweise mir zwar unbekannt waren und ggf. auch nichts dafür konnten) angefaucht, dass ich hier nicht weggehe, bevor wir kein Morphium bekommen. Zack – gingen sie in den Raum nebenan und ein paar Minuten später gab es die Schmerzmittel. Danke dafür.
• Wenn du dich weiterhin nicht gut aufgehoben fühlst, beantrage eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus. Vertraue dabei unbedingt auf die Meinung von deinem deutschen Arzt und der Krankenversicherung!