Mit dem Roller durch die Reisfelder von Asien düsen — ein fantastisches Gefühl. Oder kurz mal zum Supermarkt cruisen, um ein paar Snacks für den Abend zu holen. Roller fahren ist schon etwas Feines und durchaus praktisch. Aber gerade Touristen wird in Asien vom Roller fahren eher abgeraten. Natürlich nicht ohne Grund. Verkehrsunfälle passieren hier tagtäglich und dabei ist es egal, ob diese nun selbst oder fremd verschuldet sind. 
Falls du Bock hast in Asien Roller zu fahren — okay. In einigen Orten bist du vielleicht sogar darauf angewiesen, da es keine anderen Transportmittel gibt. Aber unterschätze die Gefahr beim Roller fahren nicht.
In diesem Beitrag gebe ich dir einen Überblick und Tipps zum möglichst sicheren Roller fahren in Asien.

AUSLEIHE EINES ROLLERS

Wenn du dich dazu entschieden hast einen Roller zu mieten, ist der erste Schritt die wohl einfachste Aufgabe. In den großen touristischen Gegenden findest du in jeder Straße gleich mehrere Shops und Verleihe, die dir Roller zu unterschiedlichen Preisen anbieten. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass es in Thailand und Indonesien auch oftmals die Möglichkeit gibt, einen Roller direkt in der Unterkunft zu mieten.
Falls ihr von der Masse an Angeboten überfordert seid, fragt sonst in eurer Unterkunft nach Empfehlungen.

GOOD TO KNOW

• Achte darauf, dass du die bereits vorhandenen Schäden (Beulen, Kratzer, usw.) vorher fotografierst oder sogar in einem Protokoll bei dem Verleih festhältst. Normalerweise wird bei der Rückgabe zu 80% nicht darauf geachtet. Aber falls du einen mies gelaunten Shop-Besitzer erwischen solltest, bist du so abgesichert.
• Kontrolliere, ob die Rollerpapiere vorhanden sind. Es kann durchaus vorkommen, dass du diese bei einer Polizeikontrolle zeigen musst. Meistens stecken diese unter der Sitzbank oder im Helmfach.
• Schaue dir den Zustand des Rollers genau an: funktionierende Bremsen (!), Spiegel, Licht, Blinker, Hupe. Ist das Reifenprofil ordentlich? Besonders bei nassen Straßen bist du dankbar für gute Reifen. Fahre einfach mal Probe, um, alles zu testen.

KOSTEN

Kommen wir zum sehr positiven Teil der Ausleihe: Kosten. Im Durchschnitt zahlst du pro Tag für einen guten Roller zwischen 3 und 5 Euro. Bei den meisten Verleihen gilt: Je länger du den Roller ausleihst, desto günstiger wird der Gesamtpreis. Falls du den Roller zum Beispiel für einen gesamten Monat ausleihen willst und du ggf. ein paar Verhandlungskünste anwendest, kann der Preis sogar pro Tag nur 1 Euro betragen. Schnapper!

VERSICHERUNG

Frage bei dem Verleih auf jeden Fall nach einer Versicherung gegen Unfall und Diebstahl. Falls der Verleih keine anbietet, wandere einfach zum nächsten Verleih. Im Regelfall benötigst du die Versicherung nicht: Sobald dein Roller mal streikt oder die Bremsen nicht mehr ordentlich funktionieren, kannst du den Roller einfach umtauschen. Die Vermieter wissen, dass es sich oftmals nur um Verschleiß handelt.
Wichtig ist allerdings: Wenn du in einen Unfall verwickelt wirst, zahlt in Asien meistens leider der Tourist. Eine Versicherung (die ebenfalls nur einen geringen Betrag kostet) ist also vielleicht gar nicht so verkehrt.

STRAßEN, REGELN … OH EIN HUHN!

Oft höre ich Sätze wie: „In Asien gibt es keine Regeln auf den Straßen!“ Oh doch. Die gibt es. Und es ist durchaus überlebenswichtig diese zu kennen und zu beachten.

• WICHTIG: Roller fahren in Asien ist nicht das gleiche wie in Europa. Sicherlich keine neue Information. Aber bei deinen ersten Rollerfahrten musst du dich wahrscheinlich erst einmal daran gewöhnen: Hier herrscht Linksverkehr.
  Wenn du einen Blinker zum Überholen in Thailand setzt wirst du ignoriert. Hier wird gehupt! Auf Bali wird ebenfalls gehupt und der Hintermann auf dem Roller wedelt noch mit seiner Hand in eine bestimmte Richtung.
  Überholt wird rechts und links, in der Kurve, ohne Schulterblick, mit dem eigenen Haustier auf dem Lenker und mit drei Kindern auf dem Rücksitz.
• Viele Straßen in Asien, vor allem in den ländlicheren Gegenden oder auf kleinen Inseln wie Nusa Penida, bestehen aus Schlaglöchern, Geröll und Sand. Geteerte Straßen gelten hier als Luxus. Die Straßenverhältnisse können sich innerhalb von Sekunden ändern und sind teilweise auch noch echt schmal.
• Hühner! Sie sind überall! Und sie laufen meistens dreist und ganz gemütlich ihren gewohnten Weg über die Straße. Achte beim Fahren auf jeden Fall nicht nur auf die Straße, sondern auch auf den Straßenrand an dem sich oft viele Hunde, Katzen und Hühner tummeln. Besonders nachts hüpfen sie gern mal abenteuerlustig vor deine Räder.
• Go with the flow! Besonders bei großen, vollgestopften Kreuzungen ist es ratsam sich einfach von der Masse treiben zu lassen und keine waghalsigen Überholmanöver zu starten. Denke dran, dass du auf einem Roller immer noch weniger geschützt bist als ein Autofahrer.
• Lass dich nicht von seltsam beladenen Rollern ablenken. Vor uns sind bereits tonnenweise Kokosnüsse, lebende Hühner (siehe Foto unten 🙁), ganze Streetfood-Stores oder fünf Menschen gleichzeitig aufgetaucht. Wir haben uns dem Asien-Style brav einmal auf Nusa Penida gefügt und sind mit vier Gepäckstücken zu zweit auf einem Roller unterwegs gewesen. Hola! Mein Herz!

SICHERHEIT – UNTERSCHÄTZE DIE GEFAHR NICHT

Neben dem beflügelnden Gefühl der Freiheit und der Sonne, die dir gerade ins Gesicht strahlt, darfst du bitte nicht die Gefahr beim Roller fahren unterschätzen. Ich bin gerade in Indonesien und sehe jeden Tag viele Leute mit Schürfwunden, Verbrennungen oder Verbänden.

• Besorge dir einen Helm! Nicht in allen Verleihen werden dir direkt Helme angeboten. Bestehe darauf oder kaufe dir sonst einen. Es ist doch egal, dass deine Frisur danach nicht mehr sitzt. Wenn du eine Platzwunde am Kopf hast, wünschst du dir, dass du einen Helm getragen hättest und deine Frisur einfach nur platt wäre. Ich habe mir vor drei Jahren auf Bali zum Beispiel einen sehr guten Helm in einem Motorradshop gekauft und ihn dann nach meinem Aufenthalt einfach weiterverkauft.
• Fahre definitiv nicht ohne Fahrpraxis! In meinem letzten Hostel auf Bali kamen vor allem viele Mädels auf die Idee, Roller fahren zu lernen (Bei der Ausfahrt von der Unterkunft sind sie dann fast umgekippt beim Abbiegen).
  Sorry, aber das ist sowas von verantwortungslos. Du bringst nicht nur dich, sondern auch die anderen auf der Straße in Gefahr.
  Falls du vorher noch nie selbst Roller gefahren bist und du es unbedingt in Asien lernen möchtest (deine Entscheidung), dann übe auf Parkplätzen oder in Nebenstraßen, bevor es in den richtigen Straßenverkehr geht.
• Kläre mit deiner Krankenversicherung ab, dass Rollenunfälle abgesichert sind! Nicht alle Auslandskrankenversicherungen übernehmen die Arztkosten nach einem Rollenunfall in Asien. Gebe hier für das Komplettpaket also sicherheitshalber etwas mehr Geld aus.
• Die erste Regel, die ich von meinem Exfreund vor meiner ersten Rollenfahrt auf Bali gelernt habe: „Falls wir einen Unfall bauen, zieh deine Beine hoch!“ Yes. Genauso entstehen die häufigsten Verletzungen. Selbst wenn du mit deinem Roller im Stehen umkippst, aber dein Bein unter dem extrem heißen Auspuff klemmt, darfst du am Ende sehr schmerzhafte, heftige Verbrennungen ertragen. Steige am besten zusätzlich immer auf der linken Seite ab. Ich habe mit meinen 1,58 Metern oft Schwierigkeiten elegant vom Roller zu steigen. #sexykannich
  Da streift das Bein gerne mal den Roller von der Seite und der Auspuff befindet sich rechts!

REGEN

Bei Regen sind die Straßen bekanntlich rutschiger. Und die Regenfälle sind in Asien teilweise echt stark. Achte darauf, dass dein Bremsweg länger dauert, nehme die Kurven nicht zu scharf und vermeide unnötige Überholvorgänge. Achtung: Tiefe Pfützen sind oft schlimmer als jede Banane bei Mario Kart.

Übrigens: Es gibt in jedem Supermarkt diese wunderschönen, sexy Regen-Ponchos. Besorge dir während der Regenzeit auf jeden Fall einen! Sie sind meistens so riesig, dass sie sogar zusätzlich über deinen Rucksack passen und am Ende bist du froh darüber, trocken anzukommen. Ebenfalls kann ich dir empfehlen ein großes Tuch oder einen Schal immer im Rucksack dabei zu haben. Du bist sowohl bei Regen, Staub oder Kälte nach jeder Roller-Tour sehr dankbar dafür.

POLIZEIKONTROLLEN

Der Hass aller Rollerfahrer unterwegs! In Asien werden vor allem gern die Touristen aus dem Straßenverkehr gezogen, um ihnen auf korrupte Weise sehr viel Geld abzuziehen. Hier kann es sich um normale Kontrollen handeln, bei denen du einfach nur deine Fahrzeugpapiere und deinen Führerschein zeigen musst. Es kann sich aber auch einfach nur um die schlechte Laune und Langeweile der Polizeibeamten drehen und sie halten dich an, weil dein Helm anscheinend zu locker sitzt und hätten dann gern 1.000.000 Indonesische Rupiah (= 60 Euro) dafür. Wenn sie richtig mies gelaunt sind, drohen sie dir sogar mit ein paar Nächten im Hotel K (so nennen viele Indonesier liebevoll das Kerobokan-Gefängnis auf Bali). Hier einige Tricks, damit du dort bloß nicht landest:

• Investiere in einen internationalen Führerschein! Viele belächeln diesen Hinweis, da kein Rollenverleih deinen Führerschein sehen möchte. Aber die 18 Euro sind eine durchaus sinnvolle Investition! Nehme am besten unterwegs immer eine Kopie mit, falls du diese mal verlieren solltest, hast du immer noch dein Original in der Unterkunft. Wir wurden vor zwei Wochen erst angehalten und sollten 60 Euro Strafe zahlen, da wir keinen Führerschein dabei hatten (wir haben den netten Herrn dann auf 25 Euro heruntergehandelt).
  Achtung: In Thailand brauchst du einen speziellen internationalen Führerschein. Und im Vietnam gilt der normale internationale Führerschein der Klasse B auch oft nicht, da das kleine Kreuz nur hinter dem Auto und nicht hinter dem Roller/Motorrad auftaucht.
• Lege in deinen Führerschein oder deinen Ausweis immer einige Scheine der ausländischen Währung. Ja ich weiß, Bestechung von Polizeibeamten klingt ziemlich kriminell. Aber wie oben beschrieben, wirst du vor allem in Indonesien gern mal angehalten, weil dein Helm schief sitzt. Wenn du den Polizisten dann deinen Führerschein zeigst, nehmen sie oft wortlos das Geld und du darfst weiter fahren, ohne dass du ins Gefängnis musst. Whey!
• Sei dreist! Wenn sich die Polizisten nur dich auf einer viel befahrenen Straße herauspicken und dich an den Straßenrand winken: Fahr einfach weiter.

That’s it! Lass es zu Beginn einfach trotz paradiesischen Gefühlen etwas vorsichtiger angehen.

Hati Hati (indonesisch: Fahr vorsichtig/pass auf dich auf!)
Lots of Love ♥