„Du reist alleine?“ – Jap.
„Als Frau???“ – Jap. Richtig erkannt. Ich habe zwei Brüste und eine Vagina. 

Zu Beginn meiner Reise haben mich dieses Unverständnis von anderen Reisenden oder Einheimischen echt verunsichert. Ist ja nicht so, dass ich eh schon echt Angst hatte alleine loszuziehen. Da hilft diese Art von Fragen natürlich ungemein. #ironieoff 

Mittlerweile weiß ich, dass es die beste Entscheidung für mich war, diese Reise alleine anzutreten. Warum ich jedem empfehle mal alleine zu reisen, erfährst du in diesem Beitrag. Und ja auch als weibliches Wesen ist das wunderbar – Tipps für alleinreisende Frauen gibt’s auch.

Es kann beängstigend sein alleine zu reisen — besonders wenn du vorher noch nie alleine gereist bist. Aber alleine unterwegs zu sein stärkt dein Selbstvertrauen, erweitert deine Sichtweise in sämtlichen Situationen und schafft Erinnerungen, die dir ein Leben lang erhalten bleiben.

Als Solo-Traveller bist du in vielen Situationen auf dich alleine gestellt. Ich hatte zu Beginn der Reise eine echt große Angst davor. Die Angst habe ich dann zunächst durch meine Aufregung irgendwie verdrängt. Dann ist die Angst plötzlich da. Wenn du zum Beispiel alleine Abends auf dem Weg zu deinem Hostel bist und es auch eigentlich ungefährlich ist, da du an der Hauptstraße entlang läufst. Aber du hast Angst, weil du alleine bist. Dabei ist das eine total ungesunde Einstellung, die dich noch viel verletzlicher macht.

Angst ist ein natürlicher Instinkt des Menschens, der uns vor allem schützen soll. Es ist okay Angst zu haben, bevor man die erste Reise beginnt. Aber schon allein, wenn du dich dazu entscheidest als Solo-Traveller zu starten, stellst du dich deiner Angst und riskierst etwas. Denn die schwerste Entscheidung, die du als Alleinreisender triffst, ist einen einzelnen Platz im Flugzeug zu buchen und deine Tasche zu packen.

Während deiner Reise lernst du dann letztendlich zu überleben. Du lernst wem du vertrauen kannst, wie du neue Leute kennenlernst aus denen vielleicht sogar Freunde werden und du lernst wie du dich alleine zurecht findest. Jedes Mal wenn du woanders hingehst lernst du unabhängiger, selbstbewusster und vor allem im Einklang mit deinen Emotionen und Wünschen zu sein. So klischeehaft das auch klingt, aber du findest dich selbst (seriously!). Und dadurch erlangst du eine enorm neue und positive Ausstrahlung.

Du wachst auf und es geht nur um dich. Was möchtest du heute wo und wann machen? In dieser Masse an unbegrenzten Möglichkeiten lernst du dich selbst auf eine ganz andere Weise kennen. Du stößt an die Grenzen was du genau magst und was eben nicht. Und es gibt niemanden, der dich in eine Richtung lenkt oder deine Motivation stoppt. Du willst zum fünften Mal in der Woche Pad Thai essen? Hol dir Pad Thai. Du möchtest das Konzert verlassen? Geh einfach. Morgen vielleicht mal Yoga testen? Tu es. Doch kein Bock auf Indonesien? Buch ein Ticket zu den Philippinen.
Du musst keine Kompromisse eingehen oder auf eine andere Person achten, was ihre Wünsche sind. Ab jetzt kannst du dein eigenes Ding durchziehen: Viel Spaß beim Egotrip!

Währenddessen kannst du die Welt um dich herum wahrnehmen. Wenn du alleine reist hast du die Zeit, einfach mal zu sitzen und Dinge anzuschauen, die sich um dich herum abspielen. Zum Beispiel am Strand die glücklichen, wuselnden Hunde beobachten oder das quietschende Kind, das gerade von seinem Papa in die nächste Welle geworfen wird. Manchmal kann das Alltägliche echt unglaublich schön sein.

Die größte Hürde, warum viele den Start vom Solo-Reisen nicht wagen, ist die Angst vor dem Alleinsein. Ich habe mir darüber echt Sorgen gemacht, wenn ich ohne Freunde oder Familie reise. Aber ich kann euch beruhigen: auf Reisen bist du niemals alleine. Du bist ständig von Menschen umgeben. Und du lernst mitten auf der Straße plötzlich die tollsten Reisefreunde kennen. Du müsstest die Straße echt meiden und jedem aus dem Weg gehen um alleine zu sein.

Während meiner Zeit in der ich bisher alleine gereist bin, war ich erstaunt wie viele Leute mich angesprochen haben, verglichen mit der Zeit, in der ich mit Freunden aus Deutschland oder in einer Gruppe aus dem Hostel unterwegs war.
Als Alleinreisender bist du automatisch viel aufgeschlossener und du wirst geselliger und freundlicher. Ich habe das ein paar Mal zu Hause getestet wenn ich alleine war. Unterhalte dich mal in der Bahn mit der älteren Dame, die gegenüber von dir sitzt oder mit dem netten Kellner, der dich bedient. Dabei können echt tolle Gespräche entstehen und vielleicht versüßt du ihnen genauso den Tag wie deinen eigenen.

Auf deinem Solo-Abenteuer wirst du definitiv dazu neigen, mal ein bisschen mehr Geld für dich selbst auszugeben als normalerweise. Egal ob du dir eine Thai-Massage gönnst oder den vierten schön aufgeschäumten Cappuccino am Tag — du investierst alles in dich selbst. Dabei musst du gar nicht irgendwas besonders Episches machen. Finde einfach heraus, wann du dich selbst am entspanntesten fühlst. Das kann ein Tag im Spa sein, ein langer Spaziergang, ein langes Bad mit Gesichtsmaske oder einfach eingekuschelt im Bett ein Buch lesen. Wenn du nicht weißt, was genau dich runterfahren lässt, dann teste einige Dinge aus und fordere dich selbst heraus das erste Mal zum Beispiel in die Sauna zu gehen. Vielleicht fühlt es sich erst seltsam an, aber am Ende ist es für dich das Größte schwitzend neben dem kugeligen Opa auf der Holzbank zu sitzen und zu schweigen.

Alleine als Frau unterwegs sein — ist das wirklich noch so ein großes Sorgen-Thema? Für viele ist das ein Riesending, vor allem wenn man die vielen Schlagzeilen liest über die schrecklichen Dinge, die tagtäglich auf der Welt passieren. Ja, wir Frauen sind verletzlich. Wir können dennoch genauso Charakter und Stärke zeigen.
Ladies, ich kann euch versichern: Die Sorgen verschwinden sobald ihr an eurem Ziel ankommt. Hier sind einige Tipps, wie du als weibliche Alleinreisende die negativen Konfrontationen überwinden kannst.

SICHERHEIT
Die Sicherheitsbedenken sind wohl einer der größten Ängsten, die du als Frau hast. Diese sind natürlich auch nicht unbegründet. Kriminelle suchen zunächst nach schutzbedürftig wirkenden Reisenden – in vielen Ländern sind das nun mal wir Frauen.

TIPPS: Lass generell die wichtigen Dokumente wie deinen Reisepass im Hotel oder Hostel-Safe. Ich nehme meistens noch nicht mal meine Kreditkarte mit und versuche einfach genug Bargeld dabei zu haben. Da ist der Schaden bei einer geklauten Tasche etwas geringer und du hast weiterhin die Möglichkeit Geld abzuheben.
Auffallende Kleidung und große Accessoires sollte man ebenfalls, vor allem in ärmeren Gegenden, meiden. Sonst präsentierst du dich direkt selbst auf dem Silbertablett.

UNERWÜNSCHTE AUFMERKSAMKEIT VON MÄNNERN
Die nächste Sorge, die einige Frauen (ich nicht ausgeschlossen) haben werden ist, dass in einigen Ländern die Männer aufdringlich oder gar aggressiv sein können.

TIPPS: Zieh dich konservativer an. Es muss nicht immer die Hotpants sein – eine lockere Aladdin-Hose sieht auch stylisch aus und erregt weniger die Aufmerksamkeit auf deine tollen Kurven. Falls du trotzdem aufdringlich angequatscht wirst, reagiere bestimmt und zuversichtlich mit Standhaftigkeit.
An einem Busbahnhof in Malaysia wurde ich von ziemlich vielen Männern belagert. Und die, die mich kennen wissen, dass ich gerne und viel lächle. In dem Moment habe ich dann einfach die arrogante, taffe Touristin raushängen lassen, die genau weiß wo sie hinfahren muss. Da hatten die Jungs schnell das Interesse an mir verloren. By the way: Währenddessen wäre mir mein Herz fast herausgesprungen, so nervös war ich.
Falls du dir gar nicht mehr zu helfen weißt, gehe einfach geradewegs in das nächste Restaurant oder spreche andere Touristen an.

AN UNBEKANNTEN ORTEN STRANDEN
Das kann den Männern natürlich auch passieren. Aber es ist tatsächlich so, dass du als Frau schneller angesprochen wirst, wenn du dich verwirrt und suchend umschaust.

TIPPS: Stelle einfach sicher, dass du immer einen Notfallplan hast. Kein Internet? Notiere dir im Voraus zum Beispiel die Notrufnummer deiner Reiseversicherung und ruf von einem Telefon in einem Restaurant an.
Oft kommen die Einheimischen aber echt in guter Absicht auf dich zu und wollen dir helfen, den richtigen Weg zu finden. Du wirst auch schnell ein Gefühl dafür entwickeln, wer dir in der Situation wirklich helfen möchte. Wenn du dir unsicher bist, tue einfach so als wüsstest du genau wohin du möchtest und steuer den nächsten öffentlichen Bereich an. Dort findest du definitiv Mitarbeiter, die dir gern helfen.

WICHTIG: Obwohl es natürlich wichtig ist, vorsichtig zu sein, ist es auch wichtig zu wissen, dass nicht alle Einheimischen versuchen dich zu betrügen oder zu stören. Oft interessieren sie sich einfach genauso für deine Kultur wie du für ihre. Und sie können dir in vielen Situationen am besten helfen — es handelt sich schließlich um Locals. 🙂

HÖHERE KOSTEN

Für Reisende mit einem geringeren Budget ist ein Nachteil, dass das Alleinreisen fast immer teurer ist als das Reisen zu zweit oder in der Gruppe. Taxifahrten oder private Touren zu einem Aussichtspunkt häufen die Kosten, die auf dich als Alleinreisender zukommen. Dieser Satz der Taxifahrer: „Are you alone? That’s expensive …“ Zum Kotzen! Dadurch habe ich leider echt einige Orte in Thailand verpasst, zu denen keine öffentlichen Verkehrsmittel fuhren.
Auch ein Hotel ist teurer. Es gibt sehr selten die Möglichkeit ein Einzelzimmer zu buchen. In meinem Hotel in Bangkok hatte ich ZWEI Kingsize Betten. Man hätte theoretisch zu viert hier schlafen und sich die Kosten teilen können.

WER MACHT DIE FOTOS?

Jaaaa. Fotos machen auf Reisen ist so eine Sache für sich. In Chiang Mai habe ich sage und schreibe sieben (!!!) Leute gefragt, ob sie von mir ein Foto von einem Tempel machen könnten. Und alle haben verneint. 😀 Was ist los mit diesen Personen?
Auf einigen Tagestrips habe ich mein Stativ dabei, aber es ist schon zeitaufwändiger jedes Mal alles aufzubauen, anstatt sich einfach zwei Sekunden lang von einer anderen Person fotografieren zu lassen.

TIPP: Frage am besten Leute, die alleine unterwegs sind. Oft sind diese ebenfalls Alleinreisende und ihr könnt gegenseitig von euch Fotos machen.
Und da ich an Karma glaube, biete ich oft aus Eigeninitiative anderen Alleinreisenden an, Fotos von ihnen zu machen.

An dieser Stelle geht ein riesiges Dankeschön an den lieben Kais raus. Mit ihm bin ich vier Wochen lang gereist und er hat mit viel Geduld an jedem Fotospot ganze Bilderserien von mir gemacht. ♥

Teste doch einfach das alleine reisen mal – auch wenn es am Anfang nur für ein Wochenende ist. Dann gibt es niemanden, der dich ablenken kann und du hast genug Zeit dich mit deinen Gedanken und dir selbst zu beschäftigen und Situationen zu reflektieren.
Wenn es dir nicht gefällt – auch nicht schlimm. Alleine reisen ist nicht von jedem Menschen das Ding. Wir sind schließlich ziemlich oft und gerne Herdentiere.
Aber das Wichtigste ist: Wenn du mal wieder irgendwann alleine unterwegs sein solltest (und sei es nur zum Essen im nächsten Café), dann schalte die Gedanken ab, dass die Menschen um dich herum negativ von dir denken könnten oder es seltsam finden, dass du alleine am Tisch sitzt.
Genieße einfach deine Zeit mit dir selbst.

Lots of Love ♥